Geschichte: 20
Jahre sind seit den dramatischen Ereignissen, in die Fenton Paddock als
junger Pilot in Hong Kong verwickelt wurde, vergangen. Fenton ist
inzwischen mit Kim
verheiratet und hat eine Tochter im Teenageralter - Gwen. Seit seine
Frau
spurlos verschwunden ist, lebt
Gwen in einem Internat in Süddeutschland und Paddock verdient das
stattliche Schulgeld mit riskanten Aufträgen als Kundschafter für die
britische
Armee. Bei einem Einsatz in Ägypten rettet ihn Mossad-Agentin
Anna vor der sicheren Gefangennahme und verhilft ihm zur Flucht. Im
Flugzeug berichtet Anna von ihren Ermittlungen gegen den
berüchtigten SS-Offizier Walther Kessler, den sie mit Hilfe geraubter
Kunstschätze überführen und für seine Verbrechen zur Verantwortung
ziehen will. Als
sie sich endlich Zugang zum geheimem Versteck des Nazi-Verbrechers
verschaffen konnte, traf sie dort völlig überraschend auf Gwen.
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Eine Gruppierung, die unter dem
Decknamen "Wotan" agiert, interessiert sich
ebenfalls für Kesslers Beutegut und duldet keine Zeugen. Anna
entging nur knapp einem
tötlichen Anschlag, Gwen jedoch wurde gefangen genommen und
verschleppt.
Paddock willigt ein, gemeinsam mit der Agentin des israelischen Geheimdienst der Spur
der Entführer, die hinter den eisernen Vorhang führt, zu
folgen. Es gelingt dem britischen Soldaten seine Tochter zu
befreien, doch Gwens Leben ist immer
noch bedroht: Um sie zu retten stürzt er sich erneut in ein Abenteuer,
das ihn diesmal tief hinein in die Sagenwelt alter nordischer Götter
zieht......
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Grafik: Den Eindruck
von der Grafik in wenigen Sätzen zusammenzufassen, fällt schwer.
Einerseits gibt es da diese großartig anzuschauende, farbenprächtige
Spielwelt und andererseits so viel, das nicht rund, nicht stimmig auf
dem Monitor erscheint. In der Test-Version ließen sich grobe
Texturfehler an den Charakteren kaum übersehen, dafür traten sie
(noch?) zu häufig auf. Die Chancen stehen aber hoch, dass es es
weiße Pixel und farb-und konturenlose Gestalten in der endgültigen
Fassung nicht mehr geben wird. Davon einmal abgesehen, machten die
Charaktere aber auch sonst nicht die beste Figur. Wer annimmt, dass
die Charakteranimation von den modernen gestalterischen Mitteln der
neuen Unity 5.0 3D-Engine nur profitieren könne, wird 'ingame' eine
herbe Enttäuschung erleben. Die Charaktere zeigen sich im Spiel
auffallend unbeweglich: Stehen meistens nur, wie zur Salzsäule
erstarrt, mit hängenden Armen herum und lassen selbst in extremen
Situationen nicht die kleinste Regung erkennen. In den zahlreichen
Videosequenzen sehen die Bewegungsabläufe teilweise ganz natürlich aus
und heben dadurch die statische Haltung 'ingame' noch deutlicher
hervor. Auf meinem
Rechner starteten die Videoeinspielungen ab und an etwas holperig und
insgesamt bremsten die vielen kleinen und kleinsten Unterbrechnungen
den Spielfluss, durch relativ lange Ladezeiten, in denen nur der
Black- bzw Redscreen zu sehen ist, aus. Ein Blickfang ist dafür die
farbenprächtige Spielwelt: Jeder einzelne Schauplatz ist
facettenreich, mit gutem Auge für feinste Details und wirkungsvolle
Animationen, in Szene gesetzt, wobei die spektakulären
Sonne-/Mond-Wolkenformationen viele stimmungsvolle Highlights
setzen.
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Installation & Steuerung: Die
Installation verlief
reibungslos, beanspruchte aber einige Minuten. Leider gibt es kein
Wiedersehen mit dem großartig aufgemachten Spielmenü aus Teil 1: Ein
vergleichsweise
langweiliges, mit anderen Worten das übliche Menü bietet Zugriff auf:
Neues Spiel, Optionen, Spiel
Laden und Spiel Beenden. Das Optionsmenü ist ebenfalls übersichtlich:
Unter
*Sound* kann die Lautstärke von Musik, Effekten und Sprache ein- oder
abgestellt werden und unter *Grafik* Antialiasing, Schatten und
Untertitel an/aus geschaltet. Helligkeit und Gammawert lassen sich
bedauerlicherweise nicht im Spiel korrigieren, sondern müssen am
Monitor passend eingestellt werden. Gesteuert wird, nach
Belieben, mit der Maus oder mit dem Gamepad/Controller: Die
Tastaturbelegung lässt sich vor Spielbeginn über den Launcher abfragen,
jedoch nicht
individuell festlegen. Bewegungen und Aktionen werden mit der linken
Maustaste ausgeführt, mit Rechtsklick werden alle verfügbaren
Hotspots
eines Spielbereichs angezeigt. Im Inventar wird mit der linken
Maustaste ein Gegenstand zur
Verwendung ausgewählt und mit der rechten untersucht. Mit einem
Doppelklick auf die Ausgänge lässt sich ohne lange Laufwege von einem
Schauplatz zum nächsten wechseln. Es stehen nur10! frei belegbare
Speicherplätze zur Verfügung, die sich immer wieder überschreiben lassen.
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Besondere Aktionen: Neben den adventuretypischen
Aktionen - Hotspots
(unter-) suchen und damit interagieren - gibt es Schleich- und
Fluchteinlagen, dazu Aufgaben, die unter Zeitdruck erledigt werden
müssen. Action?! Keine Panik! Ich habe den
Obergriff 'Action-Einlagen' für diese speziellen Aktionen ganz bewusst nicht
gewählt, denn sie sind spielend mit der Maus zu meistern, auch wenn man nur wenig - oder
gar keine - Erfahrung mit Actionsequenzen in Spielen hat.
Außerdem hält sich die Anzahl dieser Spielelemente in so engen
überschaubaren Grenzen, dass sie sich gar nicht erst zum störenden oder
behindernden Ärgernis anhäufen. Die Befürchtung, die sich zwangsläufig
nach den ersten Spielminuten aufdrängt, dass in Lost Horizon 2 nur Knöpfchen
statt Köpfchen gefragt ist, erweist sich schnell als völlig
unbegründet: Im weiteren Spielverlauf steht, wie man es bei einem
klassischen Adventure
erwarten darf, das Lösen der Rätsel voll und ganz im Mittelpunkt des
aktiven Geschehens.
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Rätsel: Die
Kritik am Vorgänger, an zu
wenig anspruchsvollen und wenig abwechslungsreichen Rätseln, hat man
sich
ganz offensichtlich zu Herzen genommen. Insgesamt fallen die Aufgaben
in Lost Horizon 2 deutlich interessanter aus. So entwirft man bei einigen Fundstücken am sogenannten
*Basteltisch* zunächst einen Plan, wie sich mehrere Objekte
zu einem
brauchbaren Gegenstand kombinieren
lassen; dazu müssen sie nur in der richtigen Reihenfolge ausgewählt
werden. Grundsätzlich eine prima Idee. Die
Umsetzung ist aber eher schwach, da man den Basteltisch zu selten und
dann meistens auch nur für Kinkerlitzchen, wie z.B. die Zubereitung
einer Tasse
Tee, ins Spiel brachte. Dafür bediente man sich diesmal einer
breiten
Palette unterschiedlichster Rätselarten: Zusätzlich zu
den
Inventarrätseln darf gepuzzelt, geschoben,
gedreht, geknobelt und logisch kombiniert werden. Dass diese
bunte Rätselmischung durchgängig frustfrei zu genießen ist, stellen die
Hotspot-Anzeige und die ins Spiel integrierte Komplettlösung sicher.
Die Hotspot-Anzeige per Rechtsklick ließ sich (noch?) nicht abstellen.
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Ton & Musik: Die
Deutsche Sprachausgabe ist, so weit es die Sprecherleistung angeht,
sehr gut. Passend
und professionell besetzt, füllen die Sprecher überzeugend die ihnen
zugedachten Rollen
aus. Erfreulich: Fenton Paddock bekommt auch im 2. Lost Horizon
Abenteuer seine Stimme von Stefan Günther geliehen. Völlig missglückt
ist
dagegen der (Groß!-)Einsatz der Musik zu nennen. Dabei klingt die Musik
keineswegs schlecht, ganz im Gegenteil, das, was ich davon hören
konnte, bzw. noch
hören
wollte, hat mir sehr gut gefallen. Aber auch das klangvollste
musikalische Thema bekommt man schnell über, wenn es einem pausenlos
vorgedudelt wird; der musikalische Großangriff setzt in der ersten
Spielsekunde ein und hört bis zur letzten nicht mehr auf. Zwar
variieren die
Musikstücke, aber von
stimmungsvoller Untermalung, erstrecht von gezielten Effekten,
kann nicht die Rede sein. Der bombastische orchestrale Sound lässt sich
auch als reine Hintergrundmusik nur schwer
akzeptieren und so habe ich, irgendwann völlig entnervt, die Musik ganz
abgestellt. Die Geräuschkulisse ging anfangs im musikalischen
Dauerfeuer etwas unter,
kam mir aber auch bei abgestellter Musik längst nicht so ausgewogen und
wirkungsvoll vor, wie im Vorgänger.
Lost Horizon hat bei der Vertonung Maßstäbe gesetzt, die Teil 2 nicht annähernd erreichen kann. |
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Fazit:
Mit Lost
Horizon 2 hat Animation Arts leider keinen würdigen Lost
Horizon Nachfolger hinbekommen. Das 2. Lost Horizon Abenteuer
reicht in vielen Punkten, angefangen bei der Charakteranimation bis
hin zur Vertonung, nicht an die Klasse des Vorgängers heran, kann
aber mit dem interessanterem Rätseldesign auch einen Punkt für sich
verbuchen. Für die stellenweise arg konstruierte Handlung,
entschädigt die detailreiche, fantastische Spielwelt, die uns in
leuchtenden Farben präsentiert wird. Dagegen lässt sich die
unsensible Vertonung nicht so ohne weiteres überhören: Mit
orchestralem Dauerfeuer unter Beschuss genommen, geht jede
beabsichtigte Wirkung, die die schöne, klangvolle Musik durchaus
hätte haben können, verloren. Die sehr gute Sprecherleistung dämpft
den getrübten Hörgenuss aber auf ein erträgliches Maß und für
den Rest sorgt - je nach Geschmack - der Lautstärkeregler. Das
meiste verliert dieses Spiel jedoch durch die lieblose Inszenierung:
Zu wenig geht hier zusammen, zu viel wirkt unstimmig, nicht aus einem
Guss oder wie mit der heißen Nadel gestrickt, wodurch das Adventure
leider den Großteil an Charme und Atmosphäre einbüßt. Insgesamt
hat Lost Horizon 2 mehr enttäuscht, als erfreut: Und das wirft
erneut die Frage auf, warum Entwickler bei einem 2. Teil die Kritik
am Vorgänger berücksichtigen, die gelobten Aspekte dabei aber
wieder völlig aus den Augen verlieren. Aber: Sehenswerte
Spielwelt plus abwechslungsreiche Rätsel plus Bonus, für ein
seltenes Exemplar der Gattung "Adventurespiele mit Deutscher
Sprachausgabe", damit empfiehlt sich das 2. Lost Horizon
Abenteuer unterm Strich als annehmbarer Zeitvertreib.
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Systemanforderungen:
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